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Städtereise

Stockholm zur Weihnachtszeit: Die schönsten Orte im Advent

Köstliche Pfefferkuchen und dampfender Glögg: Stockholm zur Weihnachtszeit ist genauso köstlich wie gemütlich. Unsere Tipps für eine Reise.

Datum 11.11.2023

Es muss so schön sein, Weihnachten in Stockholm: Wärmender Glögg – also Glühwein – mit Mandeln und Rosinen, die reichlich gewürzten, oft handgemachten Pfefferkuchen, überall Tannen, Mistelzweige und Strohfiguren. Und natürlich: tiefenentspannte Schwed:innen, die auch der vorweihnachtliche Rummel nicht aus der Ruhe bringen kann. Doch ist das wirklich so?

Die Adventszeit in den nordischen Ländern ist vor allem eines: dunkel. Die Sonne geht irgendwann nach acht Uhr morgens auf, nur um schon gegen 15 Uhr wieder zu verschwinden. Dabei ist es ein guter Tag, wenn man sie auch sieht, die Sonne. Sonst wird es hinter den Wolken einfach ein bisschen heller und kurz nach dem Mittagessen wieder dunkel. Wenn Schnee liegt, ist das alles nicht ganz so schlimm. Dann ist es wenigstens am Boden und auf den Bäumen hell. Öfter aber ist es gerade im Dezember nasskalt, Regen und Schnee wechseln sich ab.

Trotzdem ist in Stockholm in der Vorweihnachtszeit die Laune nicht im Keller und einiges los: Lichterglanz, Weihnachtsmärkte und ganz viel Adventszauber. Wir nehmen Sie mit in die schwedische Hauptstadt und verraten, wo es in der Weihnachtszeit am schönsten ist. 

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Stockholm zur Weihnachtszeit: Das Lucia-Fest

beleuchtete Elchfiguren in Stockholm zur Weihnachtszeit © iStock/olaser
In Stockholm werden zur Weihnachtszeit sogar Elchfiguren beleuchtet.

Am 13. Dezember findet das Lucia-Fest in Stockholm statt, das Fest der Wintersonnenwende. Bis die Tage wieder merklich länger werden, wird illuminiert, was das Zeug hält: Hauptbahnhof, Gassen und das Königsschloss – überall leuchten kleine Lichter.

Im Berzelii-Park gegenüber des Kungliga Dramatiska Teatern, des Nationaltheaters am zentralen Platz Nybroplan, ist sogar eine Herde lebensgroßer stählerner Elche hell beleuchtet. Tannenbäume allerorten verstehen sich in der schwedischen Hauptstadt von selbst.

Der schönste Weihnachtsmarkt in Stockholm

Schräg hinter dem Theater befindet sich das Königliche Gestüt, das am ersten Adventswochenende seine Pforten öffnet. Hier findet einer der beliebtesten Weihnachtsmärkte statt, der allerdings 100 Schwedische Kronen Eintritt kostet – das sind knapp zehn Euro.

Dafür bekommen die Besucher:innen nicht nur traditionelle schwedische Lebensmittel, ohne die Weihnachten im Norden einfach nicht Weihnachten ist. Geräucherte Wurst gehört dazu, außerdem verschiedene Sorten Fisch, Knäckebrot, Pfefferkuchen und andere Leckereien. Auch Handwerker:innen zeigen ihre Waren: Von gestrickten Pulswärmern über Mützen bis zu gefilzten Jacken gibt es alles, was im kalten schwedischen Winter warm hält. Dazu Baumschmuck und natürlich Wichtel: aus Filz, Wolle, Glas und Keramik.

So weit, so typisch weihnachtlich. Besonders aber ist die Möglichkeit, einen Blick auf die königlichen Pferde zu werfen. Über die edlen Tiere kann man sich mit den Angestellten unterhalten. Auch die Garagen des Königlichen Gestüts sind geöffnet. So stehen nicht nur Oldtimer der Königsfamilie zur Schau, sondern ebenso die royalen Kutschen.

Stortorgets Julmarknad: Der älteste Weihnachtsmarkt in Schweden

Stortorgets Julmarknad, Weihnachtsmarkt in der Altstadt von Stockholm © iStock/scanrail
Der Stortorgets Julmarknad ist der älteste Weihnachtsmarkt in ganz Schweden.

Auch in der Gamla Stan, der Altstadt Stockholms mit ihren vielen verwinkelten und kopfsteingepflasterten Gassen, herrscht vor Weihnachten eine heimelige Atmosphäre. Die Auslagen der kleinen Läden sind geschmückt, die Cafés bieten neben süßem Kakao und Kaffeekreationen auch Glögg in vielen Variationen an.

Auf dem zentralen Platz vor der Börse und dem Nobelpreismuseum bilden rote Holzstände den Stortorgets Julmarknad. Auch hier warten Wichtel, Wurst und Glühwein – und ein Superlativ. Schon seit 1837 bauen die Händler:innen jeden November ihre Buden auf. Damit ist der Stortorgets Julmarknad der älteste Weihnachtsmarkt in Schweden. Seinen historischen Ursprung hat er in den mittelalterlichen Märkten Stockholms.

Besondere Sehenswürdigkeit in Stockholm: Skansen

Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum Skansen © IMAGO/TT
Gemütlich und urig: der Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum Skansen.

Kulinarische Auswahl, warmen Glögg und die omnipräsenten Wichtel empfangen Besucher:innen – wenig überraschend – auch auf dem Weihnachtsmarkt in Skansen. Aber dort gibt es noch viel mehr zu sehen, und zwar nicht nur in der Adventszeit: Rentiere, Elche und Wölfe zum Beispiel.

Skansen ist das größte und älteste Freilichtmuseum der Welt. 1903 wurde es auf der Insel Djurgården eröffnet – eine der 14 Inseln, auf denen sich die schwedische Hauptstadt ausbreitet. Es vermittelt ganzjährig einen Eindruck davon, wie das traditionelle Leben in Schweden vor mehr als 100 Jahren gewesen sein muss.

Ein kurioser Adventsbrauch

Ein beliebter, an den vier Adventswochenenden auf dem Weihnachtsmarkt in Skansen gepflegter Wichtel-Brauch heißt „Julklapp 110 kr“. Besorgt werden können bereits verpackte Geschenke zum Einheitspreis von 100 Kronen, für Kinder oder für Erwachsene. Aber: „Niemand weiß, was in den Päckchen ist“, sagt Verkäufer Ludvig Bodén Granberg, der – in die traditionelle Kleidung seiner Heimat in Nordschweden gehüllt – vor Ort ist.

Also stehen die Kund:innen vor dem Stand und wiegen und rütteln die Pakete vorsichtig, um zumindest eine Ahnung zu bekommen, was darin sein könnte. „In fast allen Fällen ist der Wert deutlich höher als der Preis, den wir nehmen“, behauptet Granberg. Und die Schenkenden sind auch fein raus, sollte das Präsent nicht gefallen: Sie haben es schließlich nicht wirklich ausgesucht.

Skansens Gründer, der schwedische Unternehmer Artur Hazelius, verfolgte mit dem Brauch übrigens eine demokratische Idee: Jedem sollte es ermöglicht werden, für einen moderaten Preis ein fertig verpacktes Geschenk zu kaufen.

Schwedische Weihnachts-Spezialität: Pepperkakor

Teurer bezahlen als die Geschenke des Julklapp muss man indes die Köstlichkeiten, die Katarina Curman in einfachen Blechdosen anbietet: „Pepperkakor“ steht auf dem blauen Schild. Es handelt sich um die typischen dünnen, mürben Pfefferkuchen.

Im Sommer stehen Curman und ihre Schwester zwei Monate lang in der Küche und backen die Plätzchen. „Richtige Pfefferkuchen kann man nur backen, wenn es warm ist, sonst brechen sie“, sagt sie. Das Rezept werde seit vielen Jahren in der Familie weitergegeben – „vor allem die Verteilung der typischen Gewürze ist ein Geheimnis, das gut gehütet wird.“

Plätzchen, Wichtel, Christbaumschmuck, Mistelzweige, Glühwein, gelbes Safrangebäck und vor allem keine Sorge, dauernd angerempelt zu werden: Die Vorweihnachtszeit in Stockholm ist gespickt mit Überraschungen – und entgegen des oft zum Jahresende gefühlten Stresses: entspannt.

Übrigens: Inka Schmeling und Kathrin Sander nehmen Sie im Merian-Podcast ebenfalls mit nach Stockholm und geben weitere Tipps für eine Reise im Winter.

Noch mehr Infos zur Weihnachtszeit und den Weihnachtsmärkten in Schweden finden Sie hier. 

-Verena Wolff, dpa

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