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Natur

Geest, Heide, Marsch: Natur erleben in Niedersachsen

Als flächenmäßig zweitgrößtes Bundesland bietet Niedersachsen viel Platz, unberührte Natur und Weitblick. Wer Ruhe und Entspannung sucht, kann hier im Grünen durchatmen – und sogar bei Flut trockenen Fußes übers Wattenmeer wandern.

Datum 09.10.2023

Ob Börde, Heide oder Geest: Niedersachsen beherbergt einige der schönsten Naturlandschaften des Landes. An Binnenseen und Flussniederungen rasten Kraniche, Kühe weiden auf Salzwiesen und Heidschnucken wandern durch violett blühende Weiten. 

Neben dem Ökosystem Wattenmeer sind die Moorflächen besonders beeindruckend: Kein anderes Bundesland hat mehr Hoch- und Niedermoore als Niedersachsen. Ihre Vegetation bietet reichlich Platz für seltene Vögel, Amphibien und Nutztierherden. Weitere Naturparadiese in Niedersachsen sowie Tipps für Wanderungen und Ausflüge entdecken Sie hier. 

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Seen und Ströme: Elbtalaue und Steinhuder Meer

Die untergehende Sonne über der Elbtalaue © IMAGO / imagebroker
Magische Flusswelten: Die Elbtalaue

Drei große Flüsse ziehen sich durch Niedersachsen: Weser, Ems und Elbe. Besonders schön ist die Flusslandschaft im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue, das sich südöstlich von Hamburg über rund 100 Kilometer entlang der Orte Bleckede, Hitzacker und Dannenberg erstreckt. Zu DDR-Zeiten bildete die Elbe hier die innerdeutsche Grenze, Jahrzehnte, in denen sich die Natur in Ruhe entfalten konnte. So ist die Elbtalaue heute eines der bedeutendsten Vogelbrut- und -rastgebiete des Landes. Rund 150 Arten brüten, Gänse, Schwäne und Kraniche rasten hier auf ihrem Weg in den Süden. 

Auch zu den Rundlingsdörfern, deren Namen wie Zungenbrecher klingen, ist es nicht weit: Jiggel, Reddebeitz, Salderatzen, Tolstefanz oder Meuchefitz. Knapp 100 von diesen Dörfern mit ihrer runden Siedlungsform gibt es noch im Wendland. Die ersten sollen Slawen schon im 12. Jahrhundert errichtet haben. Bleibt noch ein Abstecher zu einem der zwei großen Binnenseen, wo nicht nur das Baden Spaß macht. Um Steinhuder Meer und Dümmer See erstreckt sich je ein Naturpark mit Wander- und Radwegen.

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Geest: Wandern auf den Nordpfaden

Menschen baden im Waldsee Großer Bullensee © IMAGO / imagebroker
Im Sommer ein herrlicher Badeplatz: Der große Bullensee

Die letzten Eiszeiten haben in weiten Teilen Niedersachsens eine ganz eigene Landschaft geformt: die Geest. Das wellige Auf und Ab kann man gut auf den 24 Nordpfaden genießen. Diese Rundwanderwege (zwischen fünf und 32 Kilometer lang) verlaufen durch verwunschene Natur und beschauliche Städtchen wie Visselhövede oder Bremervörde. Beliebt ist der Pfad „Rotenburger Wasserreich“ (21,3 km, Start/Ziel: Rathaus Rotenburg/Wümme). Für eine Badepause auf halbem Weg bietet sich der Große Bullensee an. Dort beginnt auch der Nordpfad „Dör’t Moor“, auf dem man sich an einem „Tischlein deck Dich“-Rastplatz von Gastronomen ein Picknick liefern lassen kann.

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Meer und Marsch: Ökosystem Wattenmeer

Bei Ebbe wandern Menschen durch das niedersächsische Wattenmeer. © Katharina Bill/Unsplash
Ein Barfuß-Paradies bei Ebbe: Das Wattenmeer

Wollten Sie schon immer mal übers Wasser laufen? An der Wesermündung auf der Nordsee-Halbinsel Butjadingen geht das. Der Naturerlebnispfad Langwarder Groden schlängelt sich fünf Kilometer durch Salzwiesen und Vogelbrutgebiete – und führt dabei auch über einen 400 Meter langen Bohlensteg und eine 36 Meter lange Brücke, sodass man hier selbst dann trockenen Fußes übers Watt kommt, wenn die Flächen überflutet sind. 

Als einzigartiges Ökosystem zählt das Wattenmeer seit 2009 zum offiziellen Weltnaturerbe der UNESCO. Die großen Helden sind hier die „Small Five“: Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Nordseegarnele und Wattschnecke. Aber auch das Land auf der anderen Seite der Deiche hat seinen Reiz: die Marsch mit ihren vielen Kühen und Schafen. Besonders schön zu erkunden etwa bei einem Spaziergang in der Hadler Marsch bei Cuxhaven.

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Moore: Kraniche in der Diepholzer Moorniederung

Sonnenaufgang über dem Diepholzer Moor © IMAGO / Zoonar
In keinem Bundesland gibt es so viele Moore wie in Niedersachsen.

Kein Bundesland hat mehr Moore als Niedersachsen. Zu den faszinierendsten gehört die Diepholzer Moorniederung, eine fast 1.300 Quadratkilometer große Landschaft nahe des Dümmer Sees. Sie besteht aus 15 Hoch- und Niedermooren, von denen große Bereiche Brutplätze für seltene Vogelarten sind. Allein mehr als 80.000 Graue Kraniche rasten hier im Herbst auf dem Weg nach Süden. Ebenfalls ein Blickfang: die Moorschnucken-Herden, die hier von ihren Schäfer:innen gehütet werden. Sie halten die Vegetation kurz und sorgen dafür, dass das Moor nicht verbuscht.

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Hügel: Wanderung auf dem Ith-Hils-Weg

Hochmoor Mecklenbruch im Naturpark Solling-Vogler © German Roamers/Johannes Becker
Moorwanderung ohne nasse Füße: Hochmoor Mecklenbruch im Naturpark Solling-Vogler.

Der Naturpark Solling-Vogler liegt im Weserbergland, was nicht heißt, dass man hier nicht auch durch Moor und Tal wandert. Durchs Hochmoor Mecklenbruch etwa führt ein schöner Bohlenweg, Torfmoose wachsen hier, zwischen Rosmarinheide und Sonnentau schwirren seltene Libellenarten wie die Torfmosaikjungfer. Im nahen Hellental blühen vom Frühjahr bis zum Spätsommer die Wildblumen auf den Wiesen. 

Buchstäbliche Höhepunkte gibt es aber reichlich: im Solling etwa die Große Blöße (527m), in den Mittelgebirgsketten des Ith und des Hils lohnen sich Touren zum Duinger Berg (331 m) und zur Bloßen Zelle (480 m), am schönsten bei einer Wanderung auf dem 80 Kilometer langen Ith-Hils-Weg zu entdecken. Niedersachsens großer Star, was Berge angeht, ist der Harz. Sehr schöne Touren bietet der Harzer Baudensteig von Bad Grund zum Kloster Walkenried. Er verbindet auf rund 100 Kilometern Waldgaststätten und die Bauden genannten Berggaststätten.

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Heide: Der Hümmling im Emsland

Schloss Clemenswerth und seine acht Pavillons © Stefan Schöning/Emsland Tourismus GmbH
Schöne Symmetrie im Emsland: Schloss Clemenswerth und seine acht Pavillons.

Kleine Wasserläufe und weite Wälder durchziehen das Land, das die Heide zartlila färbt. Lieblich bettet sich der Naturpark Hümmling ins Emsland ein. Zahlreiche urzeitliche Großsteingräber und 5.500 Jahre alte Findlinge sind hier zu sehen, auf einem Rundweg bei Westerholte südlich von Ankum, der drei Kilometer durch Heide und Kiefernwälder verläuft, geht man auf Entdeckungsreise in die Jungsteinzeit. 

Mehrere Hügelgräber gewähren sogar Einblick in das Grabinnere. Noch ein Highlight im Hümmling: das Barockschloss Clemenswerth. Es ist weltweit die einzig noch erhaltene Alleesternanlage. Acht Lindenalleen führen sternförmig zum Hauptschloss im Zentrum, das von acht Pavillons umringt ist.

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Börde: Naturpark Elm-Lappwald

Dichter Wald im Naturpark Elm-Lappwald © IMAGO / Westend61
Dichter Wald im Naturpark Elm-Lappwald

Um Hannover, Braunschweig und Hildesheim finden sich besonders grüne Landstriche mit fruchtbaren Böden: die Börden. Weite Felder bestimmen das Bild, dazu Alleen, Hügel und kleine Wälder. Alte Gutshöfe zeugen vom Wohlstand, den der Ackerbau gebracht hat. Wie im Hümmling findet man auch im Naturpark Elm-Lappwald Megalith- und Hügelgräber aus der Steinzeit – gelegen im schönsten und mit 470 Quadratkilometern größten Buchenwald in Norddeutschland.

Mehr über Natur-Erlebnisse in Niedersachsen finden Sie auf der Webseite der Tourismusagentur.