© Isabela Pacini
Natur

Die schönsten Plätze an der Mannheimer Uferzone

Hinten am Horizont mündet der Neckar in den Rhein. Zwischen diesen beiden Flüssen ist die Stadt groß geworden. Und an ihre Ufer zieht es die Menschen immer wieder – zum Feiern, Faulenzen und Freunde treffen. Sieben Orte zum Wohlfühlen am Wasser.

Datum 16.11.2020
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Neckarwiesen: Am großen Grünstreifen

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Frühmorgens liegen die Neckarufer wie unberührt da. Vom Fernmeldeturm am Südufer sieht man zwei Kanus, eins gelb, eins rot, wie bunte Flecken übers Wasser schweben. Noch ist es ruhig, keine Menschenseele ist zu sehen – ganz anders als es am Ende dieses Sommer- tages sein wird, wenn überall Picknickdecken ausgebreitet sind, Fahrräder auf der Wiese liegen und Grillfeuer ihre Rauchschwaden gen Himmel schicken. Die Neckarwiesen am Nordufer sind ein großer öffentlicher Garten. Hier kommen die Mannheimer zusammen, um sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen und gemeinsam aufs Wasser zu schauen. In die eine Richtung blicken sie über den Fluss auf die Kräne im Hafen, in die andere auf den Fernmeldeturm. Wer vergessen hat, Getränke einzu- packen, wechselt einfach über die Kurpfalzbrücke ans Südufer. Dort sind gleich zwei charmant-lässige Beachclubs zu Hause: der »OEG Citybeach« und der »Neckarstrand«.

Neckarstrand, Cahn-Garnier-Ufer
http://www.neckarstrand-mannheim.de
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Reißinsel am Rhein: Wildes Auenland

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Eine Pforte an der Kuckucksinsel gibt den Weg in die Auenlandschaft der Reißinsel frei. In einen Rheinbogen schmiegt sich die Insel, die eigentlich gar keine ist, sondern ein Naturschutzgebiet von rund 100 Hektar Fläche, dessen Nordteil als sogenannter Bannwald sich selbst überlassen ist. Der Weg zum Flussufer führt durch eine Streuobstwiese und vorbei an den schmalen Altarmen des Rheins, die das Gebiet durchziehen und oft auch überschwemmen. Wuchtige Silberweiden und Pappeln wachsen hier, das Licht fällt durch die Kronen, der Wind pfeift durchs Geäst. Der Bankier Carl Reiß kaufte das Gelände 1881 mit der Absicht, hier Ton abzubauen. Doch die wilde Schönheit des damals noch Fasaneninsel genannten Auwalds berührten ihn so sehr, dass er seine Pläne aufgab und das Areal seiner Heimatstadt vermachte, die den Schutz des besonders für Vögel wichtigen Rückzugsorts fortführte. Für Besucher ist die Reißinsel dennoch den Großteil des Jahres geöffnet: Auf einem gut vier Kilometer langen Rundweg kann man diese besondere Landschaft erleben.

Die Reißinsel liegt westlich des Stadtteils Neckarau. Während der Vogelbrutzeit (1. März bis 30. Juni) ist der Zutritt zur Insel gesperrt.

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Hafen 49 am Neckar: Abtanzen im Jungbusch

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Über der Party flattern tausende türkisfarbene Stofffähnchen, der Dancefloor ist aus Sand und beginnt schon zu knirschen, dabei ist die Sonne noch lange nicht untergegangen, und die Nacht wird lang werden. Der »Hafen 49« liegt am äußersten Rand des Jungbuschviertels, dort wo der Neckar auf den Verbindungskanal zum Mühlauhafen trifft, direkt neben den phosphorgelben Pfeilern der Neckarvor- landbrücke (oben). Im Sommer steigen hier die House- und Electro-Partys des Clubs unter freiem Himmel, bekannte DJs und Produzenten wie Sven Väth, Fritz Kalkbrenner, Richie Hawtin oder Nina Kraviz legen auf, die Stimmung ist ausgelassen bis euphorisch. Wer eine Pause braucht, sucht sich einen der Liegestühle oder geht über eine Gitter- treppe hoch zur Rooftop-Bar und genießt die Aussicht in den Abendhimmel – bis man wieder bereit ist, sich in die Party zu stürzen.

Hafenstraße 49

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Strandbad am Rhein: Der Lido von Mannheim

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Eine mächtige Weide,eine grüne Wiese, dahinter beginnt der Kiesstrand. Eine Familie hat schon ihren Sonnenschirm aufgespannt, die Kinder stehen am Ufer und lassen Steine übers Wasser hüpfen, während ein langer Kahn vorbeischippert. »Strandbad« heißt dieser Uferabschnitt im südlichen Stadtteil Neckarau, der im Sommer 1927 an einer Rheinschleife eröffnet wurde. Ein Ort der Erholung sollte er für die Mannheimer sein – und die kamen prompt in Scharen: Um die 30 000 Besucher wurden damals an Spitzentagen am Mannheimer Lido gezählt. Heute geht es ruhiger zu, ein beliebtes Ausflugsziel ist das »Strandbad« aber geblieben. Vorm Flussbaden wird allerdings gewarnt: Der Rhein hat ordentlich Geschwindigkeit, auch von den Frachtschiffen geht Gefahr aus. Zur Abkühlung waten trotzdem einige bis zu den Knien ins Wasser. Gut im Blick hat man den Strom auch von der Veranda des Restaurants »Purino« (Foto rechts). Mit einem Pinot Grigio im Glas und einem Stück Steinofen-Pizza hält man es hier gut aus.

Purino, Strandbadweg 1

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Maruba am Neckar: Fürstliches Vergnügen

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»Maruba« – das klingt exotisch und süd- ländisch. Tatsächlich ist es die Abkürzung für die »Mannheimer Rudergesellschaft Baden«. Der Verein, 1880 gegründet, teilt sich das Gebäude am Neckarufer aber mit einem gleichnamigen Restaurant, das wiederum durchaus ein wenig südländisch ist. Auf der Karte stehen auch Klassiker der italienischen Küche, die man im Biergarten unter einer Birke verzehren kann (oben). Von hier hat man beste Sicht auf die Ruderer, die ihre Boote in den Neckarkanal lassen, sowie auf die urwüchsige Maulbeerinsel, die so heißt, weil Kurfürst Karl Ludwig und später auch Großherzogin Stéphanie dort weiße Maulbeerbäume pflanzen ließen, um Seidenraupen zu züchten. Wer sich die Bäume aus der Nähe ansehen will, läuft vom »Maruba« einfach ein paar Minuten zur Feudenheimer Schleuse, über die man direkt zur Maulbeerinsel gelangt. Oder aber man bleibt einfach im Biergarten sitzen und bestellt sich doch lieber noch einen Aperol Spritz.

Feudenheimer Straße 2

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Auf Rhein und Neckar: Volle Kraft voraus!

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Der Mann am Mikro nimmt kein Blatt vor den Mund. Bei der Bootstour spricht Veit Lennartz über Gentrifizierung, Umweltverschmutzung und den Verfall prächtiger Industriebauten. Er spricht aber auch von der Faszination, die Deutschlands zweitgrößter Binnenhafen noch immer ausübt, von den Bemühungen, die Wasserqualität zu verbessern, von den Künst- lern, die neues Leben in den Hafen bringen. Seine Industriehafentour ist eigentlich eine komplette Stadtführung zu Wasser. Das Boot legt an der Kurpfalzbrücke ab und fährt dann vom Neckar in den 1907 fertiggestellten Industriehafen, passiert Last- kähne und Getreidemühlen genauso wie eine frühere Glyzerinfabrik, in die eine Boulderhalle eingezogen ist. Dann geht es weiter auf den Rhein, wo der Himmel sich gen Abend zum Finale dramatisch rot verfärbt. Übertroffen wird er nur von dem Lichtermeer am Ludwigs- hafener Ufer: Kilometerlang zieht sich dort der leuchtende Industriepark der BASF, in dem die Maschinen auch nachts nicht stillstehen.

Auch im Angebot: Fahrten zum Thema Nachhaltigkeit oder »Friends of Pop«

Termine der Industriehafentour
http://www.kurpfalz-personenschiffahrt.de
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Rheinterrassen: Der Bilderbuch-Biergarten

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Die Saftschorle bekommt einen Bierdeckel gegen die Wespen. Die aufdringli- chen Viecher bleiben aber das einzige, das hier stört. Denn der Biergarten des Gasthauses »Rheinterras- sen« hat ansonsten etwas durch und durch Idyllisches: Riesige Platanen spenden Schatten, rotweiß- karierte Decken liegen auf den Tischen, zwischen den Bäumen hängen schmucke, alte Industrielampen aus Emaille. Und der Rhein, an dessen Ufer die Spaziergänger vorbeischlendern und sich manchmal träge unter die Bäume fallen lassen, ist ganz nah, zeigt sich breit und mächtig. Elsässer Gerichte und deftige Speisen aus der Pfalz kommen in den »Rheinterrassen« auf den Tisch. Zu den scharfen Merguez-Würsten gibt’s einen Kartoffel- salat mit Trüffelnote, die Weinkarte dominieren feine pfälzische Tropfen. Die Zeit vergeht wie im Flug, während man wunderbar zur Ruhe kommt – in diesem Biergarten wie aus dem Bilderbuch.

Übrigens: Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Mannheim finden Sie hier.