© Imago/Nature Picture Library
Natur

Eyjafjallajökull: Ein Berg aus Eis und Feuer

Sagenumwoben und schneebedeckt: Der Eyjafjallajökull ist Islands wohl bekanntester Vulkan. Wir lüften seine Geheimnisse.

Text Mila Krull
Datum 21.09.2023

Sein Name ist auch für manche Isländer:innen ein Zungenbrecher: Spätestens seit dem folgenschweren Ausbruch 2010 ist der Vulkan Eyjafjallajökull in ganz Europa bekannt. Das hat der Feuerberg inmitten von Islands glitzernder Eislandschaft auch seinem Namen zu verdanken, hinter dessen schwieriger Aussprache sich eine einfache Bedeutung verbirgt. Übersetzt wird Eyjafjallajökull mit „Inselberggletscher”, was seine Charakteristik treffend beschreibt.

Auch interessant: 

Geologie des Eyjafjallajökull

Lava dringt aus den Kraterhängen des Eyjafjallajökull. © IMAGO/Nature Picture Library
Lava dringt aus den Kraterhängen des Eyjafjallajökull.

Als Eyjafjallajökull bezeichnen die Isländer:innen einen subglazialen Vulkan, also einen, der unter einer meterdicken Schicht Eis verborgen ist. Auch das Gletschergebiet, unter dem der 1.651 Meter hohe Kegel liegt, trägt den Namen Eyjafjallajökull. Die Entstehungsgeschichte der Formation reicht mehr als 700.000 Jahre zurück; seit der Besiedlung Islands ist der Vulkan jedoch erst viermal ausgebrochen. Gemeinsam mit anderen Feuerbergen auf Island, wie etwa dem Hekla und dem Katla, ist der Eyjafjallajökull Teil einer aktiven Vulkankette, die das gesamte Land durchquert. Ihr Ursprung ist auf das Auseinanderdriften zweier Kontinentalplatten zurückzuführen. Unter Island entfernen sich die Nordamerikanische Platte und die Eurasische Platte voneinander. Dadurch ist der Mittelatlantische Rücken entstanden, der von hoher vulkanischer Aktivität geprägt ist.

Wo befindet sich der Eyjafjallajökull?

Die berühmte Ringstraße 1 führt von Reykjavik zum Eyjafjallajökull. © Istock/Franz Schallmeier
Die berühmte Ringstraße 1 führt von Reykjavik zum Eyjafjallajökull.

Der Eyjafjallajökull ist im Süden von Island zu finden; die Formation liegt etwa 150 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Reykjavik. Wer mit dem Auto über die berühmte Ringstraße 1 anreist, benötigt gute 1,5 Stunden. In der kleinen Stadt Hvolsvöllur können sich Reisende im „Lava Centre“ über die isländische Vulkanlandschaft, den Eyjafjallajökull und seine geologische Geschichte informieren. Tipp: Lohnenswert ist ein kurzer Abstecher zum Seljalandsfoss. An den westlichen Hängen des Gletschermassivs stürzt der tosende Wasserfall mit gewaltiger Kraft über einen Felsvorsprung.

Wann ist der Eyjafjallajökull das letzte Mal ausgebrochen?

Eine gewaltige Aschewolke über dem Eyjafjallajökull © Imago/Design Pics
2010 spuckte der Vulkan Asche in die Atmosphäre und brachte den europäischen Flugverkehr zum erliegen.

Internationale Bekanntheit erlangte der Eyjafjallajökull im Jahr 2010, als der Vulkan das erste Mal seit 1823 wieder Asche spuckte. Am 20. März wurde die Gegend rund um den Gletscher von Erdbeben erschüttert; daraufhin kam es unter dem Eis zu mehreren Eruptionen. Lavaströme und Gletscherläufe aus Schmelzwasser und Schutt ergossen sich über die umliegende Umgebung. Zwar galt die Eruption mit einer Stärke von 4 auf dem Vulkanexplosivitätsindex als relativ schwach. Dennoch brachte der Ausbruch des Eyjafjallajökulls 2010 erhebliche Auswirkungen mit sich. 

Mehr als drei Monate lang spuckte der Vulkan immer wieder Unmengen an Asche, die graue Wolke schoss kilometerhoch bis in die Atmosphäre. Aufgrund einer gleichbleibenden Wetterlage über Nordeuropa zog die Aschewolke vor allem im April über weite Teile der Nordsee und Nordwesteuropas. Ab dem 15. April 2010 wurden die Flughäfen über Irland, Großbritannien, den Niederlanden und Skandinavien komplett geschlossen. Auch in Deutschland, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Polen und Österreich wurde der Flugverkehr teilweise oder vollständig eingestellt. Die über Europa hängende Vulkanasche barg große Gefahren für die Triebwerke sowie die Außenhülle der Flugzeuge. Erst Tage später, ab dem 21. April 2010, konnte der Regelflugbetrieb wieder aufgenommen werden. 

Wie gefährlich ist der Eyjafjallajökull?

Eruption am Eyjafjallojökull © Imago/Pond5 Images
Der Eyjafjallojökull auf Island ist eher selten stark aktiv.

Der Eyjafjallajökull gilt als relativ ruhiger Vulkan und ist selten stark aktiv. Weil seine Ausstöße jedoch eher explosionsartig verlaufen und die vergangenen Eruptionen im Jahr 2010 enorme Aschewolken mit sich brachten, kann ein Ausbruch des Eyjafjallajökull auch künftig weitreichende Folgen für den Flugverkehr mit sich bringen. Auch für direkte Anwohner:innen und die Infrastruktur kann der Vulkan durch die Eruption von Asche, Lava und Schmelzwasser gefährlich werden. Da das umliegende Gebiet jedoch dünn besiedelt ist und Island über flächendeckende Überwachungs- und Frühwarnsysteme verfügt, gilt der Eyjafjallajökull als weniger gefährlich. Ein weitaus größeres Gefahrenpotenzial birgt der benachbarte Vulkan Katla, der gleichzeitig Islands höchster Feuerberg ist.

Isländische Sagen rund um den Eyjafjallajökull

Blick auf den Wasserfall Seljalandsfoss © iStock/Jag_cz
Der Seljalandsfoss unweit des Eyjafjallakökull zählt zu den schönsten Wasserfällen von Island.

Island ist als Land der Sagen, Mythen und Geschichten bekannt. Wer einmal auf der Vulkaninsel mit ihren schwarzen Stränden, den tosenden Wasserfällen und den stahlblauen Lagunen und Gletschern gewesen ist, kann verstehen, warum: Es ist die faszinierende Landschaft, die Fantasie und Vorstellungskraft der Menschen anregt. Auch um den Eyjafjallajökull drehen sich gleich mehrere Sagen, die von der beeindruckenden Kraft des Vulkans inspiriert wurden. 

Eine romantische Erzählung spricht von der Liebe zwischen dem Eyjafjallajökull und seinem benachbarten Vulkan Fimmvörðuháls. Beide Krater werden in der Kunst und Folklore des Landes oft als Paar dargestellt. Der Sage nach bricht der Eyjafjallajökull wütend aus, wenn sich der Fimmvörðuháls von ihm entfernt und beruhigt sich, wenn der Vulkan zurück in seine Nähe driftet. Eine weitere Geschichte rückt die Demut der Menschen gegenüber der Natur in den Fokus. Darin werden Zuhörer:innen an die enorme Kraft des Vulkans erinnert und ermahnt, ihre Gier nach Ressourcen zu drosseln, um die friedliche Natur nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. 

Touren zum Eyjafjallajökull

Ein Wanderer blickt auf das Gletschertal des Eyjafjallajökull. © Imago/Imagebroker
Wanderwege führen durch das Gletschertal des Eyjafjallajökull.

Gleich mehrere Veranstalter führen Reisende auf Wanderwegen entlang zum Eyjafjallajökull. Die Touren von „Islandreisen.info“ etwa starten in Reykjavik; per Jeep geht es durch die wilde Natur des Gletschertals Þórsmörk, vorbei am Seljalandsfoss und einer Gletscherlagune. Im Rahmen einer sechsstündigen Wanderung erklimmen die Teilnehmenden die 2010 entstandenen neuen Krater Magni und Móði.

Wer sich aufs Eis begeben will, kann eine Gletschertour mit „North Ice“ unternehmen. Hier geht es per Klettergurt, Steigeisen und Seil über den Eishang zum Gipfel des Eyjafjallajökull. Beide Touren sind nicht für Anfänger:innen geeignet und erfordern Wandererfahrung und ein gutes Fitnesslevel. Alternativ können Reisende sich auch allein oder in privaten Gruppen auf die Wanderwege durch das Gletschertal Þórsmörk begeben, das faszinierende Ausblicke auf den berühmten Vulkan eröffnet. 

Unterkünfte in Vulkannähe

Blick von der Terrasse des „The Reyjkavik Edition“ auf den Berg Esja © Booking.com
Blick von der Terrasse des „The Reyjkavik EDITION“ auf den Berg Esja

Zwar ist die Gegend rund um den Eyjafjallajökull nur dünn besiedelt, dennoch finden sich rund um die Ringstraße Þjóðvegur 1 viele Bed & Breakfasts, Hotels und kleinere Gasthäuser. Wir zeigen Ihnen drei besondere Unterkünfte als Ausgangslage für einen Besuch des Vulkans. 

Umi Hotel

Näher dran geht es kaum: Direkt am Fuß des Vulkans und des Thermalfreibades Seljavallalaug gelegen, empfängt die 4-Sterne-Unterkunft „Umi Hotel“ ihre Gäste. Umgeben ist das moderne Gebäude, dessen Baustoffe von der isländischen Landschaft inspiriert sind, von Hügelketten, Gletschern und absolutem Nichts. Im gehobenen Restaurant werden Speisen aus der nordischen, isländischen und japanischen Küche kombiniert und in einer einladenden Atmosphäre serviert. Wer beim Dinner aus den Panoramafenstern schaut, erblickt einzig und allein die atemberaubende Natur Islands. Alle Zimmer sind klassisch und modern gehalten und eröffnen ebenfalls eine unverbaute Aussicht auf das umliegende Land. An der Rezeption des „Umi Hotel“ können Gäste diverse vulkanische Aktivitäten buchen. 

Hotel Rangá

Ebenfalls inmitten der isländischen Natur liegt das „Hotel Rangá“, ein gemütliches 4-Sterne-Cottage in charmanter Holzoptik. Gäste können zwischen Deluxe-Zimmern und Suiten wählen, wobei jede der Master Suites individuell gestaltet wurde. Perfekt zur nordischen Landschaft passen die „Iceland Suites“ und die „Antarctica Suite“ mit weiß-blauem Interieur, Whirlpool und Panorama-Fenstern, aus denen Gäste im Winter bestens die schimmernden Polarlichter beobachten können. Die feine Küche besticht mit isländischen Produkten wie Fisch, Rentier und Pilzen. 

The Reykjavik EDITION

Schwarz wie die Felsen, Vulkane und Strände Islands ist die Fassade des „The Reykjavik EDITION“. Auch im Inneren des 5-Sterne-Hauses geben dunkle Farben den Ton an: Das geschmackvolle Interieur setzt sich aus orangefarbenen, braunen und schwarzen Designelementen zusammen. Heller und gemütlicher sind die 253 Zimmer und Suiten mit ihren Holzmöbeln, Kupferdetails und beigefarbenen Textilien. Einen fantastischen Ausblick auf das erleuchtete Ufer von Reykjavik und den Berg Esja haben Gäste auf der Dachterrasse und in der Lounge. Noch eindrucksvoller ist die Sicht vom Penthouse in der 6. Etage. Angeschlossen an das Hotel ist das Gourmet-Restaurant „Tides“, das von Islands erstem Sternekoch Gunnar Karl Gíslason geführt wird.

Weitere Empfehlungen für Hotels und Unterkünfte in Island finden Sie hier. 

Das könnte Sie auch interessieren

© Violetta Bismor & Jean-Baptiste Höppner
Natur
Patagonien: Ein Land aus Eis und Feuer

Patagonien ist zu groß für einen einzigen Staat: An der südlichen Spitze Südamerikas erstreckt es sich über Argentinien und Chile. Eine raue, erhabene Landschaft, in der die Einsamkeit zum Erlebnis wird.

Tipp aus der Redaktion
Russland: Ein Traum aus Wellen und Vulkanen

MERIAN-Redakteurin Violetta Bismor erinnert sich an die Gastfreundschaft der Russen und ihre Wurzeln in Polen

© CAP53
Natur
Ahornsirup aus Kanada: Flüssiges Gold

Süß, klebrig, golden – der Saft des Ahorns ist kanadische Tradition und bei Gourmets auf der ganzen Welt beliebt. Aber was genau ist eigentlich Maple Syrup?

© IMAGO/imagebroker
Natur
Der Beerenberg auf Jan Mayen: Vulkanismus im hohen Norden

Er ist der weltweit nördlichste noch aktive Vulkan: der Beerenberg auf der norwegischen Insel Jan Mayen. Merian nimmt Sie mit zum Feuerberg inmitten unberührter Natur.